Angela Wagner sie suchen-ich bin (Projektmanager, Multimediaproducer)
   
     
     
Reisetagebuch
     
     
Radurlaub Venedig-Mailland
     
     
     
     
     
     
Samstag 11.09.10
     
Flug von Berlin nach Mailand und weiter mit dem Zug nach Venedig
     
Ich bin schon seit Freitag 12.00 Uhr auf den Beinen. Nun ist es Samstag um 17.00 Uhr und ein Ende der Reise, zum Ausgangsort unserer diesjährigen Radtour und dem Ziel meines morgigen 47. Geburtstages, Venedig, noch nicht in Sicht.
Der Schwachpunkt meiner Planung: die Zugfahrt von Mailand nach Venedig bleibt eine Schwachstelle. Es war mir nicht möglich, von Deutschland aus,(und ich habe wirklich jede Option: Telefon, Deutsche Bahn, Trenitalia, und Internet versucht), die Fahrräder zu buchen. So fliegen wir zwar völlig problemlos von Berlin nach Mailand und fahren weiter mit dem Bus zum Central Bahnhof, umgehen am Ticketautomat siegessicher die langen Schlangen vor den Ticketschaltern, kaufen Tickets für den nächsten Zug (10.35 Uhr) und rennen vergeblich zum Zug! "!Keine Mitnahme von Fahrädern!"
Also doch an den endlosen Schlangen der Ticketschalter anstellen, Ticket umtauschen und den Regionalzug 7 Stunden später, für die Hälfte mit Fahrräder, buchen und die Zeit bei "Mc. Donald" am Bahnhof, mit viel Kaffe, rumbringen.
Nun sitzen wir im Regionalzug und werden hoffentlich gegen 21.00 in Venedig ankommen. Das wären dann 33 Stunden.
Habe zwar noch einige Probleme mit aufdringlichen Fahrgästen, die einen der 3, von mir beschlagnahmten Plätze, für sich beanspruchen, aber ich kann mit viel Frechheit, Dreistigkeit und Schnoddrigkeit, (so benimmt man sich nicht mit 47 Jahren), alle noch freien Plätzen verweisen. O .k. ich mache dann doch einen Platz frei, aber ich muss endlich mal meine Beine lang machen sonst bekomme ich Monsterbeine. Wie soll ich das Problem meines Lymphödems jemanden erklären. Also werde ich eben mal wieder gehasst. Egal das Beinproblem hat mir in meinem Leben schon öfter viel Feindseligkeit, Unverständnis und Ablehnung eingebracht, wirke ich doch mit meinen abgelegten Beinen zu lässig.
21 Uhr.
Endlich Ankunft in Venedig, Hotel suchen und finden. Jedes Mal wenn ich mir das Zimmer ansehen will, will der Pakistani an der Rezeption etwas anderes von mir. Dann endlich geht er mit mir los und schließt die Tür zu einem Schuppen auf. Ich erschrecke mich sichtbar! Schnell wird klar, dies ist der Schuppen für die Fahrräder. Also immer noch nicht das Zimmer. Die Ausweise werden eingezogen und endlich der Schlüssel ausgehändigt. Oben im 3 Stock angekommen, schließe ich die Zimmertür zu einer kleinen Kammer auf. 2m x 2,50 m ein Zimmerchen!!!. Nach vielem Hin und Her und Telefonaten wird mir ein größeres Zimmer für den nächsten Tag versprochen. Da wir die letzten waren, die angekommen sind, bekommen wir also auch das letzte Zimmer. Eine Frechheit, habe ich das wirklich teure Zimmer doch im Voraus gebucht und bezahlt. Lange ärgern kurzer Sinn, wir bleiben und lassen uns den Abend nicht weiter vermiesen.
Schnell umgezogen und raus in die "Venezianische Nacht". Diese Stadt ist ein Traum und wir laufen noch bis spät in die Nacht herum. Dort ein Cocktail, da ein Eis, dann wieder ein Glas Wein am Kanal und eine Pizza für unterwegs. Ein unglaublich romantischer Abend. Wahrscheinlich sind sowieso die ersten Stunden in Venedig die schönsten. Ich jedenfalls bekomme mich vor lauter "Schau doch mal dort und schau doch mal hier" nicht ein. Völlig erschöpft fallen wir in unser Bett in unserem Verschlag.
Nun war ich 37 Stunden auf den Beinen.
     
     
     
Sonntag 12.09.10 und ich habe Geburtstag.
     
Venedig
     
12.09.10 Sonntag und ich habe Geburtstag.
Ersteinmal Zimmerfrage klären und dann frühstücken. Der Mann an der Rezeption erinnert an einen Rausschmeißer. Er weiß natürlich von gar nichts und findet unser Zimmer völlig o.k. Ich bin kurz vor'm Heulen. Ich solle erst einmal frühstücken. Das Frühstück ist o.k. aber mehr auch nicht. Wie alles so o.k. ist. Da wären ja noch die 10 Minuten zum Marcusplatz die sich wenn überhaupt (3 km) als 10 Minuten mit dem Boot herausstellen. Internetbuchungen sind halt letztendlich auch ein Abenteuer.
Ich bekomme meine Geschenke. Kopfhörer mit Bügel, und einen Rucksack mit Rollen als Abholschein. Ich freue mich riesig, da Beides auch Wünsche von mir sind. Vor allem der Rucksack begeistert mich, bin ich doch langsam zu alt für lange Tragetouren und doch als Backpacker zu eitel für einen Koffer mit Rollen. Die absolute Alternative eben ein Rollrucksack.
So kann es weiter gehen.
An der Rezeption ist ein neues Zimmer nun auch kein Problem mehr und wir ziehen, in ein großes Zimmer mit Blick auf den Kanal, um.
Andreas im Anzug und auch ich schick angezogen, so geht es los.
Das übliche, Rialtobrücke und Marcusplatz. Ich kaufe Gummistiefel (ein Traum), bekomme eine Glasrose zum Geburtstag (die wir irgendwo liegen lassen), sowie einige andere Souvenirs. Wir laufen und laufen, trinken Kaffee und trinken Kaffee, sitzen herum und laufen herum. Ich kaufe ein und wir laufen weiter herum, da es am Morgen unerträglich voll auf dem Marcusplatz ist, gehen wir zum Abend noch einmal her und es ist nicht mehr so voll. Die Reisegruppen fahren wieder ab und die Touristenströme ziehen Richtung Bahnhof. Wein trinken auf dem Marcusplatz und Menschen, Exoten und Tauben beobachten.
Alles ist irgendwie perfekt.
Schnell noch eine Tasche (die millionste, aber die Farbe noch nicht!!) gekauft und ein kurzer Streit wegen der vielen Sachen die jetzt 2 Wochen per Fahrrad durch Italien gefahren werden müssen. Ich verspreche Besserung und das Verschicken der Sachen mit der Post.
Gestern haben wir ein Lokal, an einem verlassenen Kanal, in dem sehr viele Einheimische mit ihren Kindern saßen und tranken und redeten, entdeckt.
Also nehmen wir jetzt unser, von den Schwiegereltern gesponsertes "Dinner For Two" zu uns. Kein Tisch frei!! Wir warten an einem Weinfass und trinken ersteinmal Wein.
Ein Tisch wird frei und wir versuchen zu bestellen. Ein wirklich üppiges Fischmahl beginnt. Kalte Vorspeisen und frittierte Meerestiere zum Schluss Dessert und Espresso.
Neben uns nimmt ein Pärchen Platz und wir kommen ins Reden. Als ich erwähne das heute mein Geburtstag ist, ein lautes "Oh und Ah". Der Mann mir gegenüber hat ebenfalls heute Geburttag. Küsschen hier Küsschen da, Zwillinge für heute Nacht. Wir bekommen uns vor Freude und "Das gibt's doch nicht", nicht mehr ein und reden laut und lange. Zum Schluss Adressentausch und langes umarmen und das Versprechen sich wieder zu sehen. Und das schon am Ende unserer Reise in Mailand.
Wir laufen weiter um meinen letzten Wunsch des Tages zu realisieren. Eine Fahrt mit dem Busboot auf dem Kanale Grande. Leider erwischen wir erst die falsche Richtung und fahren so um Venedig herum. Dann gegen 1.00 Uhr erwischen wir das richtige Boot und wir können noch einmal das nächtliche Venetien auf dem Kanale Grande genießen. Einfach überwältigend!!
Wir sind total am Ende und gehen ins Bett. Wozu brauchen wir eigentlich ein so tolles Zimmer, wenn wir sowieso den ganzen Tag unterwegs sind und Nachts ins Bett fallen!?
Egal.
Mein wirklich schöner 47. Geburtstag ist zu Ende. Auf ein weiteres Jahr.
     
     
     
Montag 13.09.10
     
von Vendig nach Mesola (85km)
     
Auf dem Weg zum Frühstück inspiziere ich die wunderschönen Kronleuchter aus Glas und habe auf einmal eine Blume in der Hand. Der Rausschmeißer kommt just in diesem Moment daher und ist fassungslos. Mein Gott ist mir das peinlich......
Beim Frühstück ist auf einmal mein schon gefüllter Frühstücksteller fort. Weggetragen von einem großen dicken Mann.
Na das fängt ja gut an.
Wir müssen noch die verlorene Glasblume, (meine gestriges Geburtstagsgeschenk), neu besorgen und ich brauche Fotos von Fahrrad und Rialtobrücke.
Das heißt das Fahrad mit Gepäck über mehrere Brücken tragen. Nachdem alles getan ist wollen wir mit dem Busboot zum Marcusplatz fahren, um von dort aus weiter Richtung Lido zu fahren. Leider nimmt uns kein Boot mit. Wir müssen weiter Menschenmassen durchqueren und Brücken überqueren. Jeder der Venedig kennt, weiß das dieser viele sind. Am Marcusplatz noch eine Fotosession dann suchen des richtigen Bootes um zum Lido überzusetzen. Auch dies nicht einfach aber Problem erkannt und Lösung erfahren und nun geht es weiter per großem Boot hinter den 4 Brücken zum Lido. Es reicht!
Ab Lido ist alles einfach und unser Ziel Mesola per Rad und Fähre gegen Abend erreicht.
Da wir den direkten Weg nach Mesola nehmen wollen, fahren wir endlose Kilometer auf einer viel befahrenen, vor allem von Trucks, Landstrasse. Das Leben könnte einfacher sein aber wir haben es ja so gewollt.
85 km und wir fallen nur noch tot in unserem 1.Hotel ins Bett.
Die Sache mit der Übernachtung wird wohl eine teure Angelegenheit, doch wir haben keinerlei Campingutensilien mit und müssen dies akzeptieren.
     
     
     
Dienstag 14.09.10
     
von Mesola nach Ferrara (75km)
     
Das Wetter ist noch immer fantastisch. Ich freue mich riesig doch noch einen verlängerten Sommer erleben zu dürfen.
Heute fahren wir nach Ferrara immer am Kanal entlang. Unendliche 75 km geradeaus . Unendliche Langeweile aus Felder und verlassenen Höfen auf der einen Seite und dem Po auf der anderen.
Kommen gegen 17 Uhr in Ferrara an, checken in einem B&B ein, ziehen schnell etwas anderes Stadtfeines an und laufen durch die Stadt.
Wunderschön und alt.
Es ist 20.00 Uhr und wir essen Abendbrot auf dem Zimmer und wieder ist ein Tag vorbei.
     
     
     
Mittwoch 15.09.10
     
Von Ferrara nach Ostiglia (91km)
     
Zum bietet die Wegbefestigung etwas Abwechslung. Sitzen in Bodeno im Cafe und ruhen uns etwas aus. Andreas spielt seit Tagen unentwegt Tetris auf seinem I Pod Touch und ich bereue das ich ihm dieses Spielzeug zum Geburtstag geschenkt habe. Nerve ihn so lange bis er damit aufhört.
Weiter geht es nach Sament.
Wir fahren durch riesige Fliegen Schwärme. Es ist unerträglich und ich kann einen hysterischen Anfall nur mit Mühe unterdrücken. Später sehe ich, dass die Fliegen wirklich überall sind. Schlimmer als Sand am Meer. Aus einer durchsichtigen Bluse bastele ich mir einen Fliegenschutz für den Kopf, so geht es besser.
Nach 21 km haben wir uns eine weitere Pause verdient. Bekloppte Italiener, einer davon mit unglaublich dicken Eiern sitzen hinter uns und machen unentwegt Katzen Geräusche. Egal ich bin mittlerweile so kaputt, das ich meine Pause bei Kaffee und Wasser brauche.
Die letzte Etappe nach Ostiglia schaffe ich nur durch stoisches Fahren. Meine Waden sind wie Pudding, mein Poo und die Hände schmerzen. Ich will nur noch ankommen. Gegen 18.00 Uhr sind wir in Ostiglia und finden ein Hotel. Essen ist auch schon gekauft. Kurzes umziehen und ein sehr kurzer Bummel durch die Stadt.
     
     
     
Donnerstag 16.09.10
     
Fahrt von Ostiglia nach Mantova (49km)
     
Der Weg ist heute nicht so langweilig. Kürzen allerdings die Strecke nach Mantova ab.
Nach anstrengender Hotelsuche, da sich das Navi wiedereinmal in den engen Straßen vertut und wir ständig im Kreis, auf Strassen die noch aus dem Mittelalter stammen, fahren, sind wir nach einer Stunde total genervt.
Hier ist Oldtimer-Treffen und alle Hotels etwas teurer. Wir entscheiden uns für das billigste von den Teuren. Zuerst werden wir in ein ein Albtraum Zimmer oll und laut an der Hauptstrasse eingecheckt, doch ich kann dies rechtzeitig verhindern. Das nächste Zimmer ist besser was allerdings nicht schöner bedeutet. Das Fenster an der Decke bedarf noch etwas Zuspruch seitens des Hausmeisters. Aber letztendlich funktioniert dann alles.
Wir wollen unbedingt los. Haben wir auf unserer Irrfahrt durch die Altstadt doch schon gesehen wie schön diese Stadt ist.
Wir laufen los, und merken schnell das wir schon alles gesehen haben. Auf dem Marktplatz. Völlig gepflastert mit runden Steinen aus dem Mittelalter, wird für das Oldtimertreffen aufgebaut und der Platz nicht mehr wirklich als etwas Schönes erkennbar.
Probiere die Spezialität des Ortes, eine Art Streuselkuchen ungeheuer trocken und hart, aber mir schmeckt's. Weiterlaufen und zum Schluss noch ein Glas Wein.
Zurück ins Zimmer und Abendbrot essen. Es ist furchtbar. Ich rackere mich am Tage ab und nehme nicht ein Gramm ab. Egal ich muss mich etwas mehr einschränken.
     
     
     
Freitag 17.09.10
     
Von Mantova nach Viadana (55km)
     
Wir sind in Viadana.
Ein sehr kleiner Ort mit einem Hotel. Der Möglichkeiten sind also nicht viele. Aber das Hotel ist schön und hat WiFi, so können wir unser Hotel in Palma und Mailand schon jetzt buchen.
Die Fahrt selber ist angenehm und nicht langweilig. Andreas hat einen Platten und muss ersteinmal seinen Schlauch flicken. Leider war der Ersatzschlauch noch vom letzten Jahr kaputt. "Shit Happens".
Unterwegs ein wunderschöner Friedhof. Schön das man an Hand der aufgestellten Fotos eine Beziehung zu den beerdigten Menschen herstellen kann. Ich nehme Andreas das Versprechen ab, auch auf meinem Grab ein Foto aufzustellen. Es ist als würde man weiterleben.
Es regnet etwas, die Sonne scheint und dazu ein leichter Wind. Auch mal schön.
Das Zimmer hat eine Badewanne und ich genieße das Bad. Gleich werde ich ersteinmal unsern Nachbarn sagen müssen, daß wir seinen, bestimmt sehr spannenden Film, nicht mithören wollen. Eine irre Lautstärke hallt über den Flur. Mir macht ein kleiner Mann halbnackt in einem dunklen Zimmer auf und versteht kaum was ich will. Jetzt ist es aber leise. Wir wollten eigentlich auch etwas TV sehen aber es gibt scheinbar nur ein Programm für Blinde. Es nervt wenn einem alles bildhaft erklärt wird.
Dann doch lieber Stille. Nacht!
     
     
     
Samstag 18.09.10
     
Von Viadana nach Parma (29km)
     
Und wieder on the road. Heute stimmt dies, da wir ausschließlich auf der Strasse fahren.
Erster Punkt ist Brechello. Der Ort in dem die Filme "Don Camillo und Peppone" gedreht wurden. Die Sonntagnachmittag-Filme meiner Kindheit. Der kommunistische Peppone und der katholische verschrobene aber immer weltlich denkende Don Camillo. Es regnet heute. Kurzer Stopp und weiter. Wir verfehlen den 15 km längeren Weg und fahren den direkten Weg nach Parma auf der Landstraße.
Wir haben Rückenwind und fahren mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 22 km/h was schon sehr gut ist, das mit dem Rückenwind habe ich allerdings erst gar nicht bemerkt, so dass ich schon sehr stolz auf meine scheinbar gewachsenen Kraft war.
Kommen schon um 12.00 Uhr in Parma an, nachdem wir ein Pärchen im Auto (mind. 55 Jahre) beim: na ihr wisst schon, überraschen. Sehr lustig.
Das Hotel ist o.k. und wir laufen auch gleich los. Fahren mit dem Bus in die Altstadt. Unser Hotel liegt etwas außerhalb. Es ist in der Stadt unglaublich kalt. Da unsere warmen Sachen alle im Hotel liegen, frieren wir, laufen und laufen, trinken Kaffee, laufen und fotografieren und filmen und trinken Kaffee und laufen und frieren und frieren und kaufen etwas und irgendwann sind wir wohl jede Straße schon 2 mal gelaufen und fahren zurück ins Hotel.
Wir haben Internet und buchen das nächste Hotel, dann nutze ich die Mediathek von ARD und schaue mir die verpassten Folgen von Lindenstraße, Weltspiegel und Tatort an. Schlafen ein.......
     
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Sonntag 19.09.10
     
Von Parma nach Cremona (73km)
     
Da ich scheinbar schon seit einer Woche die Nächte durchschnarche ist Andreas sichtlich genervt. Darf mir heute morgen mein Schnarchen auf Video anhören. Finde es hört sich schön gleichmäßig an. Weiß gar nicht was Andreas hat.
In den Nachrichten Bilder von einem überschwemmten Mailand. Na das kann ja was werden.
Der Weg ist heute toll und das Wetter auch. Die Tage an denen wir nur auf dem Damm geradeaus gefahren sind, scheinen ersteinmal vorbei zu sein. Die Landstrassen sind kaum befahren und so geht es recht flott an Feldern, Höfen und Kleinen Dörfern mit übergroßen Kirchen vorbei oder hindurch. Dann setzten wir uns zu den alten Opas die wichtige Sachen zu bereden haben und trinken einen Kaffe. Kaffee ist hier so was wie ein schluck Wasser kostet nichts und ist immer gut.
Gegen 16.00 Uhr kommen wir in Cremona an. Schnell ins schon im Voraus gebuchte Hotel, umgezogen und ins scheinbar verschlafenen Zentrum. Als ich noch bemerke, dass ich Städte am Sonntag nicht mag, weil alles immer so still und alle Geschäfte geschlossen sind, erreichen wir das Zentrum und Menschenmassen wie auf einem Berliner Weihnachtsmarkt kommen uns entgegen. Hier ist "Salamifest" und am Sonntag lässt sich auf dem Marktplatz alles sehen was gesehen werden will. Bei einem Volk das so viel Wert auf Kleidung und Äußeres legt, sind das nicht wenige. Alle also in den schönsten Sonntagsstaat von Armani bis Burberry in grau, beige und schwarz und ich als bunter Vogel dazwischen. Irgendwie habe ich mich nicht besonders wohl gefühlt da mich alle merkwürdig ansarrten, selbst in den Geschäften will man mich nicht bedienen. Ich muss der Verkäuferin förmlich die Sachen aus der Hand reissen um sie anprobieren zu können. Hinzu kommt, das ich immer weniger Menschenmassen ertragen kann. Ich glaube ich werde langsam etwas Menschenscheu. Wenn ich an Weihnachten und Weihnachtsmärkte denke, bekomme ich schon jetzt Platzangst.
Da heute Sonntag ist haben wir beschlossen, essen zu gehen. Finden aber kein Lokal und behelfen uns mit einem Supermarkt. Die Stimmung ist etwas gedrückt.
     
     
     
Montag 20.09.10
     
von Cremona nach Piacenza (69km)
     
Gefrühstückt und Frust beim Auschecken, das Frühstück geht extra. Na ja so ist das halt, wenn man nicht das Kleine liest.
Das Wetter ist herrlich und wir fahren über Stock und Stein Richtung Piacenza. Der holprige Weg ist anstrengend für Hände und Poo.
Kurze Rast, auf einem mit Rastmöglichkeiten armen Weg, an einer Kapelle. Erst als wir schon sitzen bemerke ich die Massen an haarigen Raupen um uns herum, an Gebäude Bänken und Weg. Schnell krabbeln sie auch an mir herum und ich bekomme einen hysterischen Anfall weg von hier. Nach Piacenza sind es nur noch 12 km. Dann eben ohne Rast.
Auf dem weiteren Weg, sehe ich nur noch Raupen und es gruselt.
Da lobe ich mir doch die Rast 25 km vorher. In einem kleinen Dorf mit netten Menschen die alle wild auf italienisch auf uns einreden und dies mit dem Wissen, dass wir nichts verstehen aber der Hoffnung wenn man es nur oft genug auf italienisch wiederholt werden wir schon wissen was sie meinen. So schwer ist ihre Sprache ja nicht, schließlich können sie sie ja auch.
Ankunft in Piacenza. Bin froh endlich in Piacenza angekommen zu sein. Hotelsuche , einchecken, umziehen und mit dem Bus in den Ort zurück. Mein Poo verträgt heute kein Rad mehr. Irrfahrt mit dem Bus. Und schließlich doch Ankunft in der Altstadt und herumlaufen, Kaffee trinken shoppen und Photo, filmen und laufen. Es ist langsam spät.
Im Zimmer steht ein überdimensionaler Fernseher, wir sehen noch etwas und ich schlafe vor dem Ende unseres Montagsfilms (den wir immer gemeinsam zu Hause sehen) ein.
     
     
     
Dienstag 21.09.10
     
Weiter nach Bellogioioso (75km)
     
Eine wunderschöne Strecke über Damm und Strassen. Da der Bikeline Reiseführer von 2004 ist, verfahren wir uns ab und zu. Viele Straßen scheinen neu zu sein.
Das Wetter ist wie immer herrlich und so geht es gut voran. Sind schon um 16.00 Uhr am Ziel.
Ein kleiner Ort an der Landstrasse eigentlich sehr hübsch aber die Hotels, 2 an der Zahl, öffnen erst um 17.00 bzw. 19.00 Uhr. Wir sitzen also noch etwas herum. Trinken schlechten Kaffee (die Marke "Koban" hat hier das Monopol und so schmeckt der Kaffe überall gleich schlecht.) Die Menschen wirken sehr genervt, was wohl an dem steten Durchgangsverkehr liegt. Das Hotel ist einfach und sauber.
Wir ordern für den Abend unsere ersten Spagetti. Die Spagetti sind o.k. nur der 2.Gang erweist sich als schwierig, wir ordern Beefsteak Bismarck. Ein Fehler wie sich herausstellt, 5 mm dick und zäh, dazu ein nicht funktionsfähiges Messer. Keinerlei Zugaben etc. ICH HABE HUNGER!!! Der Herbergsvater ist nett und berechnet für dass Essen einen Preis den wir nicht nachvollziehen können. Aber er ist letztendlich fair.
Ab ins Bett. Morgen geht es wieder in eine größere Stadt.
     
     
     
Mittwoch 22.09.10
     
Weiter nach Pavia (36km)
     
Das Frühstück bleibt im gewohnten Standart, Abgepackte Kuchen und schlechter Kaffe.
Aus 15 km direkten Weg nach Pavia, sollen 40 km werden. Ich habe heute keine Lust. Und überzeuge Andreas abzukürzen. Das Finden eines preiswerten Hotels ist schwierig und wir begnügen uns mit dem billigsten von den Teuren. Die Stadt ist schön und wir laufen wieder den ganzen Tag herum. Ich habe keine Lust mehr und will nach Hause. Das ewige Frühstück wird beim Rad fahren nicht abgebaut und ich fange an mich zu verdoppeln.
Gehen wieder Essen, Menü, sind aber wieder nicht so begeistert. Langsam schmeckt uns auch nichts mehr so richtig. Kaufen im Supermarkt ein und werfen dann alles wieder weg.
10 Tage Rad fahren ist genug. Auch wenn es eigentlich unsere leichteste Tour ist. Kaum Gepäck, schöne Hotels und keine Steigungen dazu perfektes Wetter. Die Touren sind mit durchschnittlichen 70 km auch nicht zu lang. Warum bin ich dann eigentlich trotzdem am Abend total fertig. Wahrscheinlich muss man dafür Sportmediziner sein. Mir fehlt da die Logik.
     
     
     
Donnerstag 23.09.10
     
Von Pavia nach Mailand (60km)
     
Es geht heute straight am Fluss entlang. Wir nehmen den direkten Weg. Endlose Kilometer geradeaus.
Auf dem Weg liegt die Kartause von Pavia. Ein riesiges Kloster, welches noch in Betrieb ist. Leider darf ich aus diesem Grund nicht fotografieren. Andreas hat knielange Hosen an und muß auch gleich wieder das Klostergelände verlassen. Ich laufe noch etwas herum und kaufe einige Devotionalien im Kloster-Laden. Ein wirklich alter Mönch verkauft und verpackt die Sachen in einer unsäglichen Ruhe.
Weiter geht's den Damm entlang nach Mailand. Fahren durch die Mailänder Altstatt und wieder heraus. Der Weg zu unserem Hotel will nicht enden. Irgendwann sind wir in einem Neubaugebiet am äußeren Rande Mailands. Ich muss alle paar Meter meinen Unmut kundgeben. "Das gibt's doch wohl nicht, und was für ein Scheiß" etc.
Das Hotel selber aber ein Traum in Bauhaus. Es gibt einen zeitlich unbeschränkten Shuttle Service zur nächsten S Bahn Station.
Wir sind nun doch recht zeitig im Hotel und ich gehe in den hoteleigenen Swimmingpool auf dem Dach. Allerdings hat das Wasser eine gefühlte Temperatur von 10 Grad. Ich schreie beim Eintauchen, schwimme dann aber doch 10 Minuten im Kreis herum. Die Kälte tut meinem Körper gut.
Den Abend möchte ich noch an der Kathedrale verleben. Freue mich auf die Tauben und schöne Bilder. Am Dom angekommen bin ich erst wieder einmal total überwältigt von der Schönheit und Größe des Domes. Leider ist "Fashion Week" in Mailand und eine riesige Bühne steht auf dem Platz und beschränkt den Gesamteindruck. Egal wo wir auf dieser Radtour Station machen, ist eine Großveranstaltung.
Leider gibt es auch nicht mehr so viele Tauben. Auf unserer Italientour vor ca. 10 Jahren gab es noch Massen. Schade! Wir schauen uns noch eine Veranstaltung an. Laufen so herum. Auf shoppen habe ich zum Glück so gar keine Lust.
Gehen spät ins Bett.
     
     
     
Freitag 24.09.10
     
Mailand
     
Heute ist Sightseeing angesagt.
Ersteinmal wieder mit S-Bahn und U-Bahn zum Dom. Dort umsteigen in einen "Hop and Off" Stadrundfahrt-Bus. Fahren ersteinmal herum.
Erste Station die Zitadelle. Leider fährt der Bus nur alle 45 Minuten. Da kann man leider nicht ständig aussteigen. Es ist kalt heute, fahren also beide Strecken ab, bis zum Abend. Buchen nebenbei noch eine Bustour zum größten Designer Outlet in Europa, für morgen. Soll eh regnen und Mailand finde ich nicht so spannend.
Die letzten Stationen mit dem Bus werden nervend da es regnet und im Bus leider überall rein.
Essen im "Autogrill" Spagetti mit viel zu wenig Parmesankäse. Da lässt die Tante an der Ausgabe nicht mit sich verhandeln. Aber wenigstens ist der Blick aus dem riesigen Fenster auf den Domplatz o.k. wir beschließen zu Hause erst einmal richtig Spagetti zu essen und zwar selbst gekocht!!! Riesige Portionen, nicht diese mageren Tellerchen.
Uns ist kalt.
Gehen etwas shoppen aber sehr lustlos. Noch ein Eis und zurück zum Hotel.
Verfahren uns leider und fahren viel zu weit. Andreas musste mir das Tetris Spiel auf seinem IPod zeigen. Müssen eine ¾ Stunde auf einen Zug zurück warten und fahren dann wieder in die richtige Richtung.
Es ist spät.
     
     
     
Samstag 25.09.10
     
Mailand
     
Stehen früh auf, um rechtzeitig am Bus zum Designer Outlet zu sein.
Es regnet und irgendeine Großdemonstration findet statt. Leider kann mir niemand sagen warum oder wofür da so viele Menschen auf der Strasse sind.
Fahren 1,5 Stunden zum Outlet, wo ich mich vor allem auf Etro und andere italienische Designer freue. Angekommen merke ich schnell, das wird kein Schnäppchentag. Alles ist noch recht teuer und ich halte mich sehr zurück. Bei Etro könnte ich mir gerade ein kleines Tüchlein leisten. Lass dies aber. Bei Prada eine riesige Schlange. Alle laufen mit riesigen Prada Einkaufstüten herum in denen oft nur etwas kleines liegt. Krank. Nach 5 Stunden geht es wieder zurück. Da lobe ich mir doch Metzingen und das B5 Center bei Berlin.
Wir laufen durch Regen und Mailand bis zum späten Abend, auf der Suche nach einem Konsum um Essen kaufen zu können. Morgen geht es nach Hause. Hoffentlich klappt alles mit den Fahrädern
     
     
Sonntag 26.09.10
     
Mailand / Berlin
     
Ausgiebiges Frühstück, das Letzte!!!!
Werden mit dem Shuttlebus nur zu einer Bushaltestelle in der Nähe gebracht. Das kam mir sowieso schon merkwürdig vor, das der Shuttletransporter uns zum Hauptbahnhof bringen kann wie vorher abgesprochen. Natürlich sind alle Busse voll und niemand nimmt uns mit den Fahrädern mit. Was auch verständlich ist. Also schneller Entschluss nicht mehr zu warten. Wir müssen zum Hauptbahnhof da dort die Busse zum Flughafen noch leer sind. Navibatterie ist alle. Baue mit Notebook ein Ersatzakku für's Navi und los geht's mit dem Fahrad zum Bahnhof. Dort angekommen ist nun wieder die Welt in Ordnung. Und wir sind noch rechtzeitig im Bus zum Flughafen.
Sitze im Bus zum Flughafen und lasse die Reise noch einmal Revue passieren.
Das viele üppige Frühstück war auf keinen Fall gut für mich. Meine Zähne schmerzen und mein Rücken auch. Zum Faradfahren werde ich wohl in den nächsten Wochen keinen Wunsch verspüren, allein das wir noch vom Flughafen Tegel nach Hause radeln müssen ist mehr als nervend. Alles andere war der Urlaub einfach nur schön.
Das Wetter war fantastich, außer 2 halbe Regentage und 2 damit verbundene kalte Tage. Der Weg toll, ohne merkenswerte Steigungen und zu 99% gute asphaltierte Wege. Die Landschaft in sattes grün getaucht und wunderschön. Mache ich meine Augen zu, sehe ich mich und Andreas auf dem Damm am Po und in den schönen kleinen Dorf-Cafes Rast machen. Draußen, bei einem Espresso zwischen den alten Leuten in der Sonne sitzen, war wohl eines der täglichen Highlights. Hinzu die wirklich schönen Orte. Immer in einem Hotel übernachten zu können ist auch ein Luxus den ich so das erste Mal erleben durfte. Da war immer noch Zeit für ein nachtmittäglichen Stadtbummel und ein Glas Wein am Abend.
Der Design Wahn der Italiener ging mir allerdings irgendwann total auf die Nerven. Ob Kinder oder Greise alle sind irgendwie teuer angezogen und sehen alle gleich aus. Ich ziehe mich auch gerne schön an, aber es ist nicht mein Lebensinhalt und schon gar kein Dogma. Es ist so erholsam in Berlin, wo jeder anziehen kann was er will. Allein das herumstolpern in Higheels fand ich auf diesen oft mittelalterlichen Strassen eher albern als schön. Aber selbst im Fernsehen waren nur Püppchen zu sehen. Moderatoren bis zur Unkenntlichkeit gespritzt und faltenfrei geschminkt. Das ist alles irgendwie krank. Na ja was würde meine Mutter wiedereinmal treffend sagen?:" andere Länder andere Sitten".
So Fahrräder abgegeben und weiter zum Security Check. Hier überkommt mich nun aber doch Unmut. Müssen endlose künstlich hergestellt Gänge laufen um an einen Security Schalter zu kommen. Das ist unnötig und eine Frechheit.
Wir sitzen im Flieger.
Willkommen zurück in meinem so relaxten Prenzlauer Berg. Schön wieder hier zu sein. Es ist kalt und ich hole mir einen Erkältung,.......
     
     
     
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